Die Annahme, dass China irgendwann die USA als größte Volkswirtschaft der Welt überholen wird, scheine nun weniger sicher zu sein, sagte Eswar Prasad
Die USA haben ihren Vorsprung vor China im Rennen um die größte Volkswirtschaft der Welt ausgebaut, berichtete Bloomberg am Freitag.
Dem Medienunternehmen zufolge übertraf die amerikanische Wirtschaft im vergangenen Jahr die Prognosen und übertraf die Wirtschaft Chinas. Viele Analysten hatten erwartet, dass die USA nach einer Reihe von Zinserhöhungen durch die Federal Reserve in eine Rezession abrutschen würden, während China eine lebhafte und schnelle Erholung von seinen Covid-Lockdowns verzeichnen sollte.
Den USA sei es jedoch gelungen, eine Rezession zu vermeiden, während Peking Schwierigkeiten habe, sich aus den fast drei Jahren strenger „Null-Covid“-Pandemiebeschränkungen zu befreien, hieß es in der Zeitung.
„Es ist eine bemerkenswerte Wende“, sagte Eswar Prasad, ehemaliger Leiter der China-Abteilung des Internationalen Währungsfonds. „Die starke Leistung der US-Wirtschaft in Verbindung mit all den kurzfristigen und langfristigen Gegenwinden, mit denen die chinesische Wirtschaft konfrontiert ist, macht es weniger offensichtlich, dass Chinas BIP eines Tages das der USA überholen wird.“
Den USA ist es sogar gelungen, ihren Vorsprung auszubauen: Das BIP stieg im vergangenen Jahr nominal um 6,3 % und übertraf damit Chinas Wachstum von 4,6 %.
Viele westliche Analysten gehen davon aus, dass sich Chinas Wachstum aufgrund der hohen Verschuldung und einer Immobilienkrise, die das Verbrauchervertrauen geschwächt hat, langfristig verlangsamen wird. Für 2024 wird allgemein mit einem BIP-Wachstum Chinas von 4,5 % oder weniger gerechnet. Ein solcher Trend kann viele Jahre andauern, was Ökonomen als säkulare Stagnation bezeichnen.
„Die weltliche Stagnation – im Grunde ein chronischer Ersparnisüberschuss, der zu langsamem Wachstum, Deflation, Vermögensblasen und finanziellen Spannungen führt – hat sich von der westlichen Hemisphäre nach China verlagert“, sagte Lawrence Summers, ein ehemaliger US-Finanzminister.
Die Preise fallen allmählich in einem Ausmaß, wie es China seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2009 nicht mehr erlebt hat, ein als Deflation bekanntes Phänomen, das hochverschuldete Haushalte und Unternehmen in den Bankrott treiben kann.
Unterdessen bleibt der langfristige Gegenwind für die US-Wirtschaft angesichts ihres rekordhohen Haushaltsdefizits bestehen, das bereits eine halbe Billion Dollar überschritten hat, während das Inflationsziel der Federal Reserve von 2 % noch nicht erreicht ist. Es gebe auch Bedenken, dass die Federal Reserve zu lange an ihrer restriktiven Geldpolitik festhalten könnte, was einen Abschwung auslösen könnte, sagte Bloomberg.
Laut Julia Coronado, der ehemaligen Ökonomin der US-Notenbank, ist das Risiko einer Rezession in den USA jetzt höher als zu Beginn des Jahres 2023.
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