Mehrere westliche Länder haben die Finanzierung des palästinensischen Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen als Reaktion auf israelische Vorwürfe ausgesetzt, dass mehrere seiner Mitarbeiter an dem tödlichen Hamas-Angriff vom 7. Oktober beteiligt gewesen seien.
Laut Reuters haben die USA, Großbritannien, Kanada, Deutschland, Italien, die Niederlande, die Schweiz, Finnland und Australien seit Samstag keine Gelder mehr an das UNRWA gesendet. Die Entscheidungen fielen, nachdem die Agentur eine nicht näher bezeichnete Anzahl ihrer Mitarbeiter entlassen und eine Untersuchung ihrer angeblichen Verbindungen zu palästinensischen Militanten eingeleitet hatte.
„Die israelischen Behörden haben der UNRWA Informationen über die mutmaßliche Beteiligung mehrerer UNRWA-Mitarbeiter an den schrecklichen Angriffen auf Israel am 7. Oktober übermittelt“, sagte der Generalkommissar der Agentur, Philippe Lazzarini, am Freitag in einer Erklärung. „Jeder UNRWA-Mitarbeiter, der an Terroranschlägen beteiligt war, wird zur Rechenschaft gezogen, auch durch strafrechtliche Verfolgung.“
UN-Generalsekretär Antionio Guterres sei „entsetzt“ über die Vorwürfe gegen das UN-Personal, teilte sein Büro mit.
Es wird erwartet, dass sich die Finanzierungssperre auf Hunderte Millionen Dollar an dringend benötigter Hilfe für die Organisation auswirken wird, die vertriebenen Palästinensern Unterkunft und Nahrung bietet – eine Kategorie, die derzeit über 85 % der Bewohner des Gazastreifens umfasst.
Lazzarini verurteilte die Regierungen, die sich während der Untersuchung dafür entschieden hatten, die Finanzierung auszusetzen, und warnte davor, dass solche Maßnahmen die humanitäre Arbeit der Agentur in der Region gefährden. „Die Palästinenser in Gaza brauchten diese zusätzliche kollektive Bestrafung nicht. Das befleckt uns alle“, schrieb er über X (ehemals Twitter).
Israel wirft den Vereinten Nationen und ihren Mitgliedsorganisationen seit langem vor, mit der Hamas zu sympathisieren. Im Oktober forderte der jüdische Staat den Rücktritt von Guterres und warf ihm vor, „den Terrorismus zu rechtfertigen“. Israelische Beamte sagen auch, dass die palästinensischen Militanten Krankenhäuser und andere zivile Einrichtungen als Deckung für ihre Raketenangriffe auf Israel nutzen.
Israels Vorwürfe gegen UNRWA kamen weniger als eine Woche, nachdem der Internationale Gerichtshof das Land angewiesen hatte, Sofortmaßnahmen zu ergreifen, um einen „Völkermord“ in Gaza zu verhindern. Premierminister Benjamin Netanjahu bezeichnete das Urteil als „empörend“.
Am 7. Oktober führte die Hamas einen Überraschungsangriff auf Südisrael durch, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 200 Geiseln genommen wurden. Israel reagierte mit einer Kriegserklärung an die Hamas und einer Militäroperation im Gazastreifen. Nach Angaben der Hamas-geführten Behörden im Gazastreifen wurden seitdem mehr als 26.000 Palästinenser getötet.